Korsika Rundfahrt. Die letzte Rennradreise des Jahres 2022. Ich fuhr natürlich wieder in den Süden, um den Sommer verlängern. Im letzten Jahr fiel die Wahl auf die Sierra Nevada. Dieses Jahr hatte ich mich für Korsika entschieden. Es war wieder eine Rennradreise mit Quäldich.

Es ging los

Im Laufe einer Saison gibt es immer Höhen und Tiefen. Am Tag der Abreise für die Korsika Rundfahrt hatte ich nicht so richtig Lust auf Rennradreise. In Dresden war der Abreisetag deswegen auch grau und schon herbstlich. Paßte zu meiner Stimmung. Egal. Für Korsika war die Vorhersage eine Woche Sonne. Ich wußte, die Sonne würde alles wieder gerade biegen.

iamcycling.de-Korsika Rundfahrt-Blick von der Hotelterrasse

Blick von der Hotelterrasse

Tag 1: Cap Corse

Zum Frühstück am Morgen des ersten Tages waren die Leihräder nicht da. Gut, daß ich mein Rad immer mitnehme. Eigene Räder hatte auch die komplette Gruppe eins dabei. Meine Lust war zurück. Sonne! Ich wollte fahren. Nur nicht im Hotel warten. Und so hing ich mich an Gruppe eins mit ran.

iamcycling.de-Korsika Rundfahrt-Frühstück auf der Hotelterrasse

Ich war ausgeruht. Die Beine liefen von alleine. Das Fahren in der Gruppe fühlte sich großartig an. Nur einige Autofahrer fanden unsere Gruppe zu groß, was sie uns auch mitteilen wollten. Die meisten Straßen in Korsika sind recht klein und schmal. Von daher kann man den Frust nachvollziehen. Die Reaktionen allerdings nicht immer.

Wie immer fuhr ich am ersten Tag auch dieses Mal wieder zu schnell. Aber es lief gut. Die Pulswerte waren viel zu hoch. Egal. Es war toll und es machte Spaß. Bis der letzte Anstieg des Tages auf den Col de Teghime begann. Meine Körner waren alle. Schlecht.

Aber die Tour um das Cap Corse war eine klasse. Eine wunderbare Tour, immer an der Küste entlang, Blick auf das Meer, perfektes Wetter. Toll.

Tag 2: Bastia – Corte

An Tag 2 verließen wir Bastia. Es dauerte, bis wir die Stadt endlich verlassen hatten. Der Verkehr auf den engen Straßen bremste uns aus. Wir fuhren ins ruhige Hinterland. Von den Zahlen her war die zweite Etappe bereits die Königsetappe: 150 Kilometer und 3.000 Höhenmeter.

Nachdem wir Bastia endlich hinter uns gelassen hatten, begann auch gleich der erste „richtige“ Anstieg der Tour. Wir fuhren auf den Col de Bigorno. Von Meeresnniveau immerhin hinauf auf 885 Meter. Am Ende der Abfahrt waren schon 60 Kilometer geschafft.

Als nächstes war die Skistation Haut-Asco an der Reihe. Das Ende der Sackgasse ist der höchste mit dem Rennrad befahrbare Punkt Korsikas auf 1.422 Meter Höhe.

Auch an Tag zwei war mein Benzin am letzten Anstieg alle. Der Anstieg war nicht schwer. Aber mit müden Beinen schon. Er zog er sich gehörig in die Länge. Der Tag war sehr warm gewesen. An die Temperaturen mußte ich mich erst wieder gewöhnen.

Tag 3: Corte – Solenzara

An Tag drei ging es direkt am Ortsausgang von Corte auf den 15 Kilometer langen Anstieg im Restonica Tal. Wieder fast 1.000 Höhenmeter am Stück, wieder auf fast 1.400 Meter Höhe. Noch ausgeruht war der lange aber nicht sehr steile Anstieg kein Problem. Nur der Verkehr auf der schmalen Straße störte. Insbesondere in der Abfahrt, wo man hinter jeder Kurve mit einem Auto rechnen mußte.

Nach der Mittagspause stand der Anstieg auf den Col de Sorba auf dem Programm, dem „Stilfser Joch Korsikas“. Der Anstieg war abwechslungsreich und fuhr sich recht gut. Wir waren in einer kleinen Gruppe unterwegs. Die Quatscherei lenkt ab und macht das Fahren einfach. Deswegen fährt man ja auch in der Gruppe besser.

In der Abfahrt am Ende der Etappe fuhren wir durch die wunderbare Schlucht Défilé de l’Inzecca. Insgesamt war die Abfahrt unfaßbare 30 Kilometer lang.

Nach der Abfahrt fehlten noch 25 flache Kilometer zum Hotel. Die Straße führte fast nur geradeaus. Es war zudem eine Hauptstraße. Ein Kaffeestopp half. Auch weil sich unsere Gruppe durch den Stopp vergrößerte. So kamen wir zügig im schönen Hotel am Meer in Solenzara an.

Tag 4: Solenzara – Porto Vecchio

Tag 4 und Halbzeit der Korsika Rundfahrt. Wir hätten einfach 40 Kilometer die Küste entlang fahren können und wären auch in Porto Vecchio gewesen. Stattdessen führte die Etappe über die Anstiege zum Col de Bavella und dem Col de Bacinu nach Porto Vecchio. Mit nicht ganz 90 Kilometern war es dennoch die kürzeste Etappe der Tour. So waren wir einmal relativ früh am Hotel und hatten noch Zeit, Porto Vecchio zu erkunden.

Tag 5: Porto Vecchio – Ajaccio

Am Abend hatte ich Durchfall bekommen. Meine Hoffung, die Sache würde sich über Nacht erledigen, erfüllte sich nicht. Fahren oder nicht fahren war am Morgen die Frage. Einen Bus oder Zug nach Ajaccio, um einen Ruhetag einzulegen, gab es nicht. Also zur Apotheke und fahren. Viel essen beim Frühstück traute ich mich nicht. Mir war auch nicht danach. Das hatte aber zur Folge, daß meine Energie am Col de Ospedale, dem ersten Anstieg des Tages, komplett aufgebraucht war.

Also wurde es schwierig. Es waren noch 40 Kilometer bis zum Bus. Dachte ich, denn eigentlich waren es sogar 50. Sogar den Bus entgegenkommen lassen wurde zeitweilig zur Option.

Als ich mich dann doch endlich traute etwas zu essen, ging es mir langsam aber stetig besser. Ich spürte, wie die Energie zurückkam.

Es ging soweit, bis ich sogar daran dachte, die komplette Strecke zu fahren. Denn am Bus war zwar erst die Hälfte geschafft, es ging danach aber fast nur noch bergab. Nur einen nicht zu langen Anstieg gab es noch.

Mir ging es deutlich besser. Also entschied ich mich, doch bis zum Hotel zu fahren.

Der letzte Berg zog sich natürlich dann doch mehr als erhofft. Und die Straße auf der Abfahrt war in sehr schlechtem Zustand.

Unerwartet schwer wurden dann nochmal die letzten neun Kilometer zum Hotel in Ajaccio. Es ging rauf und runter und auf einer Stadtautobahn entlang. Im Hotel war ich dann doch mehr kaputt als erhofft.

Zur Altstadt von Ajaccio war es vom Hotel recht weit. Ich glaube, niemand ging in die Stadt. Bleibt die Frage, ob es nicht einen alternativen Etappenort ohne Stadtautobahn gegeben hätte.

Tag 6: Ajaccio – Col de Vergio

Die Nacht war schlecht. Ich dachte, alles sei wieder gut und hatte ganz normal zu Abend gegessen. Idiotisch. Und so war die Nacht eben schwierig.

Auch beim Frühstück konnte ich wieder fast nichts essen. Das mit dem Rad fahren konnte dann natürlich auch nichts werden. 110 Kilometer mit 3.000 Höhenmetern waren einfach zu viel.

Meiner Gruppe konnte ich von Anfang an nicht richtig folgen. Es war besser alleine und ohne Druck zu fahren. Es ging einigermaßen bis zum Anstieg vor der Mittagspause.

Ich freute mich, als ich es so weit geschafft hatte, daß es weniger als 10 Kilometer bis zum Bus waren. Bis ich meine Geschwindigkeit sah. Bei dem Tempo würden sich die paar Kilometer im Anstieg fast noch eine Stunde lang hinziehen!

Als ich irgendwann doch endlich am Bus war, war meine Erleichterung groß. Geschafft. Mein Tag war zu Ende. Es ging nicht mehr. Ich fuhr mit dem Bus zum Hotel. Erst die enge Abfahrt und dann hinauf zum Col de Vergio.

Im Bus konnte ich sehen, wie schön die Abfahrt war. Und wie schön und abwechslungsreich die 25 Kilometer lange Steigung war. Schade. Wäre ich sehr gerne gefahren. Man kann eben nicht alles haben.

Das Hotel des Tages war auf dem höchsten Paß von Korsika. Skilifte gab es direkt vor der Haustür. Und frisch war es auf 1.477 Metern Höhe.

Tag 7: Vom Col de Vergio zurück nach Bastia

Letzter Tag. Nur noch bergab nach Bastia. Das traute ich mir wieder zu. Aber war war denn das? Als ich wie gewohnt und auch rechtzeitig zum Bus kam, waren schon fast alle weg! Irritierend. Insbesondere, daß der Bus um ein Haar ebenfalls weggewesen wäre. Fast wäre ich mit meinem Koffer allein dagestanden. Nun ja.

Die Strecke der letzten Etappe ging wirklich unglaubliche 80 Kilometer bergab. Logischerweise konnte es auf die Länge meistens nur flach bergab gehen. Aber egal. Und ein paar kurze Gegensteigungen gab es auch. Geschenkt. Es dauerte länger als erwartet, bis ich jemanden in der Abfahrt einholte. Viele wurden es nicht.

Nach einer Weile Alleinfahrt rief jemand von hinten. Es war eine Dreiergruppe. Ich hing ich mich dran. Rasant fuhren wir zu viert in Richtung Meer. An den Wellen hatten ich Probleme mitzuhalten. Da fehlte mir dann doch die Kraft.

Noch rasanter wurde die Fahrt, als wir das Meer erreicht hatten. Torsten fuhr vorne und zog uns bis zum Hotel. Das war nochmal toll. Und die Etappe hat dann doch nochmal Spaß gemacht. 

Das war die Korsika Rundfahrt

Alles in allem war es eine gelungene Korsika Rundfahrt. An der ein oder anderen Stelle hat es zwar geholpert. Aber die Gruppe war wieder mal klasse. Es ist immer wieder toll, andere Verrückte kennenzulernen, die das gemeinsame Hobby ähnlich leidenschaftlich betreiben.

Die Galerie mit den Fotos der Rennradreise für den Download zur persönlichen Verwendung gibt es hier.

Korsika selbst war schön, hat mich aber nicht umgehauen. Wahrscheinlich war durch das viele Lob im Vorfeld meine Erwartungshaltung einfach zu hoch.

Mein Durchfall hat für mich die Reise getrübt. Allerdings hätte es auch schlimmer sein können. Ich konnte trotzdem fast alles fahren. Und habe obendrein als Nebeneffekt zum Ende der Saison nochmal mein Gewicht optimiert.

Für das nächsten Jahr habe ich als Reise zum Saisonabschluß Südfrankreich in der Shortlist. Ich will zum Mont Ventoux.