Savoyer Alpen

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Savoyer Alpen, eine Rennradreise mit quäldich.de. Unterwegs zu den Klassikern der Tour de France in den französischen Alpen. Nach fast schon zahllosen Absagen im Corona-Jahr, fand diese Reise tatsächlich statt.

Die Anreise

Mein Tag begann früh. Die Straßenbahn fuhr um 7:43. Ich stand auf wie immer und hatte den ganzen Tag Zeit für eine bequeme Anreise. Abflug war 10:55, Ankunft in Genf um 14:10 mit einer Zwischenlandung in Frankfurt.

Doch der Flug ab Dresden hatte Verspätung. Über eine halbe Stunde bei einer Umsteigezeit in Frankfurt von einer Stunde und fünf Minuten. Ich war mir sicher, daß ich es viellicht, mein Fahrrad aber ganz sicher nicht schaffen würde. Den anderen würde ich wohl irgendwie hinterher fahren müssen. Doch beim Einsteigen in Frankfurt sah ich, wie mein Radkoffer eingeladen wurde. Große Erleichterung! Jetzt konnte nichts mehr passieren.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Mein Radkoffer wird eingeladen
Der Zufall half: Ich sah wie mein Radkoffer eingeladen wurde

Vom Flughafen Genf fuhr ich mit dem Zug zum Bahnhof in Annemasse. Dort gab es kein Taxi. Also lief ich in Richtung Hotel los. Mit Radkoffer, Rollkoffer, Rucksack und bei hochsommerlichen Temperaturen. NIrgendwo ein Taxi zu sehen. Also lief ich eben einfach weiter. Naßgeschwitzt kam ich im Hotel nach mehr als einer halben Stunde Fußmarsch an. Einchecken und Rad zusammenbauen. Ich war glücklich angekommen, es konnte losgehen.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Auf dem Weg zum Hotel
Fußmarsch zum Hotel

Etappe 1 von Annemasse nach Albertville

Der Sonntag war nicht mehr ganz so warm wie der Samstag aber immer noch schön und sonnig. Start sollte nach dem Frühstück um neun Uhr sein. Aufgrund technischer Probleme ging es erst etwas später los. Erster Anstieg der Tour war auf den Genfer Hausberg Mont Salève mit einem wunderbaren Blick auf Genf und den Genfer See.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Blick auf Genf
Blick auf Genf

Vor dem nächsten Anstieg fuhren wir durch das wunderbare Annecy. Und wie es der Zufall will, genau die Straße entlang, in der ich für die Etape du Tour 2018 gewohnt hatte. Deshalb erinnerte ich mich auch noch, daß die Fahrt auf den sich nun anschließenden Anstieg zum Col de Forclaz nicht sehr schwer war. Wie falsch man sich manchmal erinnert. Die letzten drei Kilometer waren praktisch durchgängig zweistellig. Das war nicht einfach. Die anschließende Abfahrt dagegen schon. Bald rollten wir in Albertville in unserem Hotel ein. Dort mußten wir eine ganze Zeit auf unser Gepäck warten, da es leider auf der Abfahrt einen Unfall gegeben hatte. Ein Teilnehmer stürzte und kam mit Rippenbrüchen ins Krankenhaus. Wieder ein Sturz am ersten Tag, wie schon bei der Pyrenäen-Reise 2018.

Etappe 2 von Albertville nach Valloire

Die Wettervorhersage stellte einen Wetterumschwung und Regen für die 2. Etappe in Aussicht. Am Morgen war es zwar deutlich kühler geworden aber als wir losfuhren regnete es noch nicht. Der Regen begann erst gegen Mittag auf dem Anstieg zum Col de la Madeleine.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Regen auf dem Weg zum Col de la Madeleine
Regen auf dem Weg zum Col de la Madeleine

Zum Glück lange nicht so anhaltend und ausgiebig wie die Vorhersage befürchten ließ. Auf der Paßhöhe wartete unser Bus und wir konnten trockene Kleidung anziehen. Trotzdem wurde es auf der Abfahrt ganz schön frisch. Aus Sorge, mein Rad hätte einen Defekt hielt ich kurz in der Abfahrt an. Aber es war nur mein Zittern, was das Rad beim Bremsen vibrieren ließ.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Bus mit trockenen Sachen auf dem Col de la Madeleine
Bus mit trockenen Sachen auf dem Col de la Madeleine

Auf der Abfahrt wurde unsere Gruppe getrennt und wir machten uns zu dritt auf den Weg zum zweiten Anstieg. Unterwegs konnte man sich entscheiden, ob man die Lacets de Montvernier fahren wollte. Als wir plötzlich davor standen, brauchten wir nicht lange zu überlegen. Die Straße ist ein echtes Highlight der Straßenbaukunst.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Lacets de Montvernier
Lacets de Montvernier

Nach dem kurzen Abstecher mit zusätzlichen 300 Höhenmetern war der Anstieg zum Col de Telegraphe der letzte Anstieg des Tages. Von der Paßhöhe waren es anschließend nur noch etwa 5 Kilometer Abfahrt bis zum Hotel in Valloire.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Col du Telegraphe
Col du Telegraphe

Etappe 3 von Valloire nach Alpe d’Huez

Auch für den dritten Tag war die Wettervorhersage nicht gut. Und wir wollten auf den Col du Galibier. Noch einmal etwa 600 Meter höher als der Col de la Madeleine am Vortag. Regnen sollte es nicht mehr. Aber kalt würde es sein. Vom Hotel aus konnten wir Neuschnee auf den Gipfeln sehen.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Neuschnee auf den Gipfeln
Neuschnee auf den Gipfeln

Der Anstieg von Valloire auf den Galibier war trotz Kälte wunderbar. Er kam sofort auf die Liste meiner Lieblingspässe. Oben auf dem Galibier wartete wieder der Bus. Zum Glück war die Straße trocken und der Schnee wirklich nur auf den Gipfeln. Bei drei Grad konnten wir trockene Sachen für die Abfahrt anziehen. Das half sehr und das Zittern war auch bald wieder überstanden.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Col du Galibier
Col du Galibier

Nach den Abfahrt vom Galibier fuhren wir nicht im Tal nach Bourg d’Oisans sondern über die ruhigen Balcons d’Auris mit wunderbaren Ausblicken ins Tal.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Balcons d'Auris
Blick ins Tal von den Balcons d’Auris

Nachteil war, daß die Straße erst bei Kehre 6 auf den Anstieg nach Alpe d’Huez einbog. Also mußte man sich entscheiden, ob das in Ordnung war oder ob man doch erst hinabfahren wollte, um den kompletten Anstieg nach Alpe d’Huez zu fahren.

Für mich war klar, daß hinunterfahren auf keinen Fall in Frage käme. Welch ein Unfug! Bis ich an Kurve 6 stand. Spontan und bevor ich wußte was geschah, war ich in der Abfahrt. Natürlich führte kein Weg am kompletten Anstieg vorbei! Wie idiotisch wäre das gewesen, auf die ersten sechs Kehren zu verzichten!

iamcycling-Savoyer-Alpen-Kilometer Null des Anstiegs nach Alpe d'Huez
Kilometer Null des Anstiegs nach Alpe d’Huez

Die Fahrt hinauf nach Alpe d’Huez war schön und gleichmäßig. Sie zog sich etwas. Wir waren ja auch schon ein paar Stunden unterwegs. Aber sogar der Verkehr hielt sich am Nachmittag in Grenzen. Viel Negatives hatte ich vorher über Alpe d’Huez gehört. Mir hat Alpe d’Huez gut gefallen. Unser Hotel lag am oberen Ende und wir hatten einen tollen Blick auf das Panorama der umliegenden Berge.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Einfahrt in Alpe d'Huez
Einfahrt in Alpe d’Huez

Etappe 4 von Alpe d’Huez nach Aussois

Von Alpe d’Huez ging es nach nur kurzer Abfahrt zunächst über eine sehr schöne Kammstraße oberhalb des Oisans am Tal entlang bevor es in den zweiten Teil der langen Abfahrt ging. An einem Stausee wartete der Bus, wo wir überflüssige Kleidung ablegen konnten. Anschließend begann die Fahrt auf die Südrampe des Col de la Croix de Fer.

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Anstieg zum Col de la Croix de Fer

Auf dem Gipfel des Croix de Fer konnten wir endlich auch wieder die Mittagspause genießen. Die Verpflegung stand im Mittelpunkt und nicht der Kleiderwechsel wie an den beiden Vortagen.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Blick vom Col de la Croix de Fer
Blick vom Col de la Croix de Fer

Nach der Verpflegungspause ging es auf eine wundervolle Abfahrt. Man konnte das Rad endlich auch mal laufen lassen. Wir fuhren jedoch nicht ganz ab sondern wählten den Weg über den Col du Mollard.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Col du Mollard
Col du Mollard

Durch die Fahrt über den Col du Mollard wurde der unangenehme Weg im Maurienne-Tal wenigstens etwas kürzer. Zudem hatte die Abfahrt vom Col de Mollard die Besonderheit, daß sie über eine Straße mit unzähligen Serpentinen führt. Am Ende fuhren wir auch noch durch Villargondran, wo ich im Vorjahr meine Unterkunft für meine Touren im Maurienne Tal hatte.

Trotzdem blieben noch etwa 20 unangenehme Kilometer im Maurienne Tal zu fahren, bevor es wieder bergauf zum Tagesziel nach Aussois ging. Auf dem Stück war ich ziemlich ausgebrannt und kam meiner Gruppe nicht mehr hinterher. Die letzten Meter zogen sich, bevor auch ich endlich das Hotel am Etappenziel in Aussois erreicht hatte.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Einsame Fahrt nach Aussois
Einsame Fahrt zum Etappenziel Aussois

Etappe 5 von Aussois nach Seez

Es war schon Donnerstag. Es stand der höchste Gipfel der Tour an: Der Col de l’Iseran mit 2.770 Metern. Damit ist er der höchste Alpenpass. Der eigentliche Anstieg begann nach kurzer und welliger Fahrt in Bonneval. Das Sommerwetter war endgültig zurück. Es war wieder heiß wie am ersten Tag. Erst ab etwa 1.200 Metern Höhe wursen die Temperaturen deutlich angenehmer als im Tal.

Die Fahrt zum Gipfel führte durch Murmeltierland. Gesehen habe ich keines. Aber das Pfeifen habe ich ein paar Mal gehört. Auf dem Gipfel wartete wieder der Bus mit der Mittagsverpflegung.

Die Stärkung war auch nötig für die lange Abfahrt über Val d’Isere hinunter bis nach Sainte Foy.

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Blick auf Val d’Isere

Kurz nach Val d’Isere hatten wir in mehreren Tunneldurchfahrten mit Baustellen einige brenzlige Situationen zu überstehen. Für mich fühlte es sich an, als sind wir mitten durch ein Bergwerk gefahren.

In Sainte Foy mußten wir vor dem Tagesziel in Seez noch über einen Hügel mit etwa 300 Höhenmetern. Dann war auch die fünfte Etappe geschafft.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Abzweig über den Hügel nach Seez
Abzweig in Sainte Foy nach Seez

Etappe 6 von Seez nach Cluses

Die Etappe von Seez nach Cluses sollte die Königsetappe werden. Von Seez ging es zunächst ein Stück bergab bevor in Bourg Saint Maurice der Anstieg zum Cormet de Roselend begann. Ein sehr schöner Anstieg mit großem Stausee kurz hinter der Paßhöhe.

Col du Pré

Nach der Fahrt über die Staumauer schloss sich die einsame Straße zum Col du Pré an. Auf der sich anschließenden Abfahrt auf der schmalen Straße waren mehr die verirrten Autos ein Problem als die engen Kurven.

Col des Saisies

Der dritte Anstieg des Tages begann in Beaufort und führte hinauf auf den Col des Saisies. Motivation für den Anstieg gab, daß der Bus mit der Mittagsverpflegung nach der Paßhöhe wartete.

Da mir in den letzten Tagen kurz nach der Verpflegung immer etwas die Puste ausging, ließ ich die Süßigkeiten dieses Mal weg. Das half. Es lief anschließend besser.

Col des Aravis

Nach der Abfahrt ging es hinauf zur vierten Steigung des Tages, zum Col des Aravis.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Col des Aravis
Col des Aravis

Nach der Abfahrt mußten wir uns in Saint-Jean-de-Sixt entscheiden, ob wir auch den fünften Anstieg in Angriff nehmen wollten oder im Tal zum Hotel fuhren. Fast die ganze Gruppe fuhr auch den fünften Tagesanstieg hinauf zum Col de la Colombière.

Col de la Colombière

Auf dem Weg dorthin ging es, zu meiner Überraschung, durch Le Grand Bornand. Das war der Zielort meiner ersten Etape du Tour 2018. Der Col de la Colombière war damals der letzte Anstieg, nur von der anderen Seite. Kaputt aber mit der schönen Erinnerung ging es in den letzten Anstieg. Zum Glück war er recht gleichmäßig und gut zu fahren. Auf der Paßhöhe war eine Stärkung mit Orangina und Wasser fällig. Gerade auch auf der Abfahrt braucht man Konzentration und Energie. Anschließebnd fuhren wir nur noch zu zweit die sehr schöne Abfahrt hinab zum Tagesziel nach Cluses. Kurz vor Cluses spürten wir mit einem Schlag, daß wir zurück in der Sommerhitze waren.

In Cluses stand am Abend noch ein längerer Marsch vom Hotel in die Ortsmitte an. Dort waren auf einer sehr schönen Terrasse Tische für unser letztes gemeinsames Abendessen reserviert. Die Tour neigte sich unaufhaltsam ihrem Ende entgegen.

Etappe 7 von Cluses nach Annemasse

Am Morgen der letzten Etappe fühlte ich mich sehr gut. Ich wollte die lange Variante fahren. Da sich aber keine Gruppe mehr für diese Strecke fand, sondern es nur noch zwei weitere Interessenten gab, startete ich dann doch nur auf die kurze Etappe. Und das war ein Glück! Denn nach kurzer Anfahrt war zu Beginn der Steigung mein Tank leer.

Die Fahrt hinauf zum Col de Plaine-Joux wurde nicht einfach. Das letzte Stück zum Montblanc-Panorama vom Col d’Ajon fuhr ich der Gruppe weiter hinterher. Der letzte Kilometer fühlte sich an wie drei.

Nach der Abfahrt machten wir eine Pause bei Orangina und Kaffee auf einer Terrasse in Boëge. Das war es wohl, was ich gebraucht hatte. Danach ging es mir wieder gut. Zumindest im Bereich des Möglichen nach einer Woche Radfahren in den Alpen. Der Körper ist schon beeindruckend. Viel zu schnell waren wir zurück im Ausgangshotel in Annemasse.

Leider hat es auch auf der letzten Abfahrt wieder einen Unfall gegeben, der auch wieder im Krankenhaus endete. Das hätte es nun nicht mehr gebraucht.

iamcycling-Savoyer-Alpen-Abschied von Annemasse
Warten auf das Taxi: Abschied von Annemasse

Ich konnte mich nur schwer trennen und blieb noch eine ganze Weile bei der Gruppe in Annemasse. Nach dem Duschen im Hotel fuhr isch schließlich mit dem Zug weiter nach Genf. Dort blieb ich noch für eine Nacht bis Sonntag Abend.

Das war die Rennradtour in den Savoyer Alpen:

  • 7 Etappen von und nach Annemasse
  • 739 gefahrene Kilometer
  • 18.085 Höhenmeter
  • Gesamtfahrzeit 36 Stunden 25 Minuten
  • 23 Anstiege
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