Die Austragung des Jedermannrennens l’Etape du Tour 2018 fand am 8. Juli in Annecy statt. Die Jedermänner hatten die Möglichkeit, die 10. Etappe der Tour de France 2018 von Annecy nach Le Grand-Bornand nachzufahren bzw. vorauszufahren. Die Profis fuhren die gleiche Etappe am 17. Juli.
Die Strecke ging über drei Kategorie 1 Pässe: Col de la Croix Fry, Col de Romme und Col de la Colombière. Dazu kam ein „hors category“ Paß, Montée du Plateau des Glières. Insgesamt waren mehr als 4.000 Höhenmeter bei einer Distanz von 168 Kilometern zu bewältigen.
Der Plan
Ich hatte mir vorgenommen, die Strecke vorsichtig anzugehen und an jeder Verpflegungsstelle anzuhalten. Da ich im Startblock 11 von insgesamt 16 startete war von vornherein an siegen nicht zu denken. Somit bot es sich an, ruhig an die Sache heranzugehen. Ich bin mir ohnehin nicht ganz sicher, ob ich die Strecke ohne Pause geschafft hätte.
Nach dem Start meines Startblocks um 7:40 h wurde zunächst der Lac d’Annecy fast komplett umrundet.
Es geht in die Berge
Dann wurden die Berge erreicht. Bereits am ersten Anstieg noch nah am See hatten einige Fahrer Probleme. Im weiteren Verlauf des Rennens habe ich zahlreiche Fahrer richtig leiden sehen. In etwa wie in Südafrika oder auch in London im letzten Jahr. In der Form konnte ich das Kämpfen und Leiden in Deutschland nicht beobachten. Vielleicht hängt dies mit den unterschiedlichen Mentalitäten in den verschiedenen Ländern zusammen. Und der Deutsche riskiert nicht so viel sondern geht mehr auf Nummer sicher und trainiert, bis er sicher ist, das Rennen schaffen zu können. Nur ein Eindruck von mir.
Die ersten Anstiege
Der erste offizielle Anstieg zum Col de la Croix Fry war mit etwa 12 Kilometern der längste des Tages. Die große Mehrzahl der Fahrer war noch frisch und somit war der Anstieg eigentlich kein Problem. Der zweite Anstieg, der Montée du Plateau des Glières war dann schon der schwerste des Tages: 11,2 Prozent durchschnittliche Steigung auf 6 Kilometern.
So viele Fahrer!
Aber die Steilheit war für mich überraschend gar nicht das Thema beim Anstieg. Es waren die Fahrer! Da ich etwa in der Mitte des Teilnehmerfeldes gestartet war, war die enge Straße so weit ich sehen konnte mit Fahrern vollgefüllt. Auf der Breite der Straße konnten etwa vier Radfahrer nebeneinander fahren. Das heißt, überholen war nicht einfach. Immer wenn sich eine Lücke auftat, mußte ich kurz beschleunigen und vorbeifahren. Dann hieß es wieder warten und konzentrieren, ob vor mir jemand ausschert oder langsamer wird. An mein eigenes Tempo, in dem der Anstieg am besten gefahren werden kann, war nicht zu denken.
Ein Flachstück
Nach den ersten beiden Anstiegen mußte ein langes Flachstück passiert werden. Ich habe niemanden gefunden, der in etwa mein Tempo gefahren ist und so mußte ich alleine bis zum Anstieg zum Col du Romme fahren.
Col du Romme
Der Anstieg zum Col du Romme betrug 9 Kilometer bei einer durchschnittlichen Steigung von 8,9 Prozent. Während des Aufstieges habe ich eine stattlich Zahl von Fahrern gesehen, die ihr Rad geschoben haben oder neben der Straße saßen oder lagen, um sich auszuruhen. Es war nicht einfach, weiterzufahren statt auch anzuhalten. Ich wußte, daß es nach einer Pause nur umso schwerer sein würde, wieder zu starten. Also fuhr ich weiter. Auf dem Gipfel gab es ja auch wieder eine Verpflegungsstelle. Die habe ich dann natürlich wieder in Anspruch genommen und mir meine Pause gegönnt.
Col de la Comombière
Die Abfahrt war toll und führte mich direkt zum letzten Anstieg des Tages auf den Col de la Colombière: 7,5 Kilometer Länge mit einer durchschnittlichen Steigung von 8,9 Prozent. Es ging angenehm los mit Prozentwerten zwischen 7 und 9. Aber der Durchschnittswert muß ja erreicht werden und so betrug die Steigung ausgerechnet auf den letzten beiden Kilometern 10 Prozent. Aber es half natürlich auch, daß es die letzten beiden Steigungskilometer des Tages waren. Es war ein großartiges Gefühl als auch diese geschafft waren und der Gipfel erreicht war.
Die letzten Kilometer
Die letzte Verpflegung und dann nur noch bergab nach Le Grand Bornand. Die Abfahrt war toll. Es fühlte sich gut an zu wissen, es ist praktisch geschafft.
Mein Ergebnis
Aber schon heute bin ich nicht mehr mit meiner Leistung zufrieden. Schaue ich auf die Ergebnisse des Rennens und auf meine Zeit mit 8:39:55 und mein Resultat denke ich, ich hätte mehr versuchen sollen. Ich hätte versuchen sollen mit so wenigen Stopps wie möglich auszukommen anstatt einfach jeden Stopp blind anzufahren. Platz 5.692 von 12.158 ist definitiv nicht gut genug und paßt auch nicht zu den Ergebnissen, die ich sonst in Jedermann-Rennen erziele. Auch Platz 775 von 1.820 in der Altersgruppe ist nicht besser. Das ist nur so in der Mitte… Das nächste Mal strenge ich mich mehr an und erreiche ein besseres Ergebnis. Ich setze mir ein Ziel. Eine Zeit, die ich erreichen will. Das sollte schon genügen. Aber man muß auch sagen, es war kein einfaches Rennen. Das Wetter war zwar toll aber eigentlich deutlich zu warm. Dadurch wurde der ohnehin schwere Kurs noch anspruchsvoller.
Ein tolles Erlebnis
Die L’Etape du Tour 2018 war ein ganz tolles Event. Perfekte Organisation, eine grandiose Strecke und ein einzigartiges Erlebnis. Ich will auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder teilnehmen. Der 25. Oktober ist in meinem Kalender rot angestrichen. Da wird die Strecke für 2019 veröffentlicht. Bin gespannt.