Unfreiwillige Auszeit

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Die Saison lief gut. Die Jahreskilometer waren auf Rekordkurs. Ein kurzer Moment war genug, mir eine unfreiwillige Auszeit zu bescheren: Schlüsselbeinbruch.

Training auf Mallorca

Endlich war es soweit: Das lang ersehnte Trainingslager auf Mallorca in Playa de Muro ging los. Die erste Woche nahm ich am RoadBIKE Trainingscamp teil. Eine Verlängerungswoche mit Hürzeler hab ich noch drangehängt.

Endlich wieder auf Mallorca Rennrad fahren!
Endlich wieder Rennrad fahren auf Mallorca!

Es war die vierte und vorletzte Fahrt des RoadBIKE Trainingscamps. Wir fuhren auf dem engen und leicht abschüssigen Cami Vell de Muro recht flott zurück nach Playa de Muro. Zu sechst in drei Paaren nebeneinander. Das Zeichen meines Vordermannes sah ich spät. Bauarbeiten hatten den Weg mit Stahlplatten gesichert. Wir fuhren schnell und eng zusammen. Ich hatte kaum Zeit zu erschrecken oder zu reagieren.

Schon schlitterte ich an der Kante der Stahlplatte entlang. Ich wollte nach links auf die Platte drauf. Keine Ahnung warum. Der Winkel war zu spitz. Das konnte nicht gehen. Fast hatte ich die Kontrolle über das Rad wieder zurück. Dann war es doch passiert: Ich fiel auf die rechte Schulter und den rechten Arm. Ich brauchte etwas, bis ich aufstehen konnte. Obwohl die Schmerzen erst am Abend kamen. Zum Glück hatten wir ein „Begleitfahrzeug“ mit dem mein demoliertes Rad und ich zurückfahren konnten.

Die Unfallstelle am Cami Vell de Muro
Die Unfallstelle am Cami Vell de Muro. Der Unfall geschah in der Gegenrichtung.

Zwei Tage Erholung

Am Abend im Hotel ging alles etwas langsamer. Ausziehen, duschen, desinfizieren war unangenehm. Die Nacht schlief ich gut. Die anderen Nächte auch. Die Fahrt am nächsten Tag setzte ich aus. Samstag auch. War sowieso Ruhetag. Sonntag fuhr ich alleine 70 Kilometer. Es ging überraschend gut. Ich konnte problemlos und schmerzfrei fahren. Wenn auch mit Schmerzmittel.

Abschürfungen an den Armen
Abschürfungen an den Armen

Hürzeler-Woche

Montag fuhr ich in der Gruppe mit Hürzeler 100 Kilometer. In der Gruppe ist besser. Ich weiß nicht, ob ich einen Platten ohne Hilfe hätte reparieren können. Dienstag wieder mit Hürzeler 145 Kilometer und zum Abschluss die Königsetappe über den Col de Soller, den Puig Mayor und Cala Tuent: 170 Kilometer und fast 3.000 Höhenmeter in etwas mehr als sieben Stunden. Das wars. Freitag ging es nach hause.

Doch in die Notaufnahme

Und Samstag war ich in der Notaufnahme im Krankenhaus. Nach mehr als einer Woche kamen die Schmerzen. Ich hatte die Stelle an der Schulter in Gedanken versunken sanft untersucht. Das war zu viel. Nach mehr als sechs Stunden in der Klinik stellte sich heraus, daß das Schlüsselbein doch gebrochen war. Immerhin gerade, nicht verschoben. So wie man es sich wünschen würde, wenn man es sich wünschen würde.

Eigentlich ist alles gut

Ich sollte zufrieden sein. Ich konnte Mallorca fast wie geplant fahren. Es ist kein schlimmer Bruch. Es ist nur eine Auszeit. Glück im Unglück trifft es ganz gut. Solange die Heilung weiterhin glatt verläuft kann ich mich nicht beschweren. Trotzdem ist es nicht leicht, bei traumhaftem Radwetter nur auf dem Balkon zu sitzen.

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