VeloCity Berlin, das neue Jedermann-Rennen in Berlin, fand 2022 nach den Corona Jahren endlich statt. Die Premiere hatte deutlich weniger Teilnehmer als der alte Velothon. Lag es an Corona, dem neuen Format oder an der neuen Strecke?

Anreise

Angereist war ich Samstag Vormittag mit dem Zug aus Dresden. Mit Rucksack und einem Fahrradplatz im Zug ist die Anreise einfach und unkompliziert. Nach etwa zwei Stunden war ich in Berlin.

Akkreditierung VeloCity Berlin

Die Akkreditierung auf der Straße des 17. Juni befand sich in der Nähe des Hauptbahnhofs auf dem Weg zum Hotel. Das Rad durfte nicht mit auf das Veranstaltungsgelände. Ich konnte es aber im Bikepark am Eingang abgeben.

Die Akkreditierung zum VeloCity Berlin war schnell erledigt. Irgendwie sah es nicht nach wirklich vielen Teilnehmern aus. Dann die nächste Überraschung: Die Messe war winzig. Waren es fünf Aussteller oder doch sechs? Wo waren denn alle? Nur Stadler lohnte einen kurzen Blick. Das wars. Viel schneller als gedacht war ich durch.

Sightseeing in Berlin

Im Hotel war zu früh zum Einchecken. Egal. Den Rucksack konnte ich im Hotel lassen. Ich hatte Zeit für eine ausgiebige Sigthtseeingtour durch Berlin. Es war wie immer toll, mit dem Rad durch Berlin zu fahren. Es hat sich unglaublich viel getan in der letzten Zeit. Bin ich überhaupt einen Meter auf der Straße gefahren? Ich fuhr praktisch überall auf Fahrradwegen. Entweder gab es sie schon oder sie waren kürzlich eingerichtet worden. Natürlich sind sie baulich noch nicht ideal. Aber immerhin hat sich viel bewegt. Viele Fahrspuren sind nur noch für Busse und Radfahrer zugelassen. Ich fand es toll.

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Ein spätes Mittagessen mit einem Parkplatz für mein Rad und einen riesigen Dönerteller fand ich am Prenzlauer Berg. Ein Abendessen brauchte ich danach nicht mehr.

Nach der Sightseeig-Runde war am späten Nachmittag nach dem einchecken im Hotel auch noch Zeit für einen Spaziergang auf dem Ku’damm. Spaziergang. Klar. Ohne Rad.

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Renntag VeloCity Berlin

Start war erst 9:15 Uhr. Wie immer war ich zeitig wach und hatte reichlich Zeit. Eine Müslimischung hatte ich vorbereitet mitgebracht. Joghurt hatte ich am Vortag im Supermarkt um die Ecke besorgt. Kaffee hatte ich auf dem Zimmer. Einen Bäcker brauchte ich nicht mehr. Gut gestärkt machte ich mich früher als geplant auf den Weg zum Start.

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Wie auch beim Velothon waren Start und Ziel auf der Straße des 17. Juni in der Nähe des Brandenburger Tores.

Was die Zäune sollten, wurde spätestens jetzt klar. Es gab nur einen Zugang zum Renngelände mit Schleusen für die Teilnehmer. Taschen wurden kontrolliert. So kannte ich das noch nicht.

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Ich war früh dran aber ich konnte bereits sehen, daß es deutlich weniger Teilnehmer waren als beim alten Velothon. Das lag hoffentlich nur an Corona und wird in den kommenden Jahren wieder mehr.

Wei beim Velothon wurde die Blockeinteilung in A bis H vorgenommen. Zusätzlich gab es ganz vorne einen Block T für die Top-Fahrer der jeweiligen Strecke.

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Durch meine selbstbewußte Ansage, daß ich einen Schnitt von 42 km/h fahren würde, hatte ich einen Startplatz in Block T bekommen. Ich wollte sehen, was noch ging. Ziel war, die 40 nochmal zu schaffen.

Nur langsam füllte sich der Block und wir blieben noch lange außerhalb im Schatten stehen. Schirmherr Jens Vogt war extra aus Dänemark von der Tour de France angereist für ein paar Grußworte. Anschließend war er wieder weg und als Kommentator bei Eurosport. Na ja.

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Die Strecke

Es gab eine 60 und eine 90 Kilometer Strecke. Zunächst fuhren alle eine Runde von 60 Kilometern. Eigentlich sollte es eine 120 Kilometer Strecke mit zwei 60 Kilometer-Runden geben. Die zweite Runde wurde aber kurzfristig gestrichen, um die Straßensperrung für das Rennen zu verkürzen. Stattdessen gab es neben der 60 Kilometer Runde nur noch die 90 Kilometer Runde. Bei der wurde an die 60 noch ein verlängerter Wurmfortsatz angehängt, auf dem vor und zurück etwa 30 Kilometer gefahren werden sollte. Na ja.

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Das Rennen

Endlich ging es los. Wie immer nach dem Start gleich in rasendem Tempo. Dranbleiben hieß es. Das gelang ganz gut. Gefühlt waren es mehr Kurven als auf der alten Strecke. Eine richtig gleichmäßige Fahrt kam dadurch nicht auf. Als ich dachte, wir hätten schon mindestens die halbe Runde geschafft, kam ein Schild mit der 20-Kilometer-Marke. Was? Noch siebzig? Das wird happig. Weiter. Dranbleiben.

Etwas nervig war bei jeder Kurve das aufgeregte Geschrei der Fahrer. Adrenalin eben. Das starke Abbremsen und anschließende Beschleunigen ging in die Beine. Aber das wußte ich ja vorher schon. Dranbleiben.

Und schon waren wir aus dem Grunewald zurück in der Stadt. Da war die Karl-Marx-Allee. Krass.

Das Tempo zog noch weiter an. Ich hatte Mühe, dran zu bleiben. Bald müßte das Kopfsteinpflaster mit der Felderteilung kommen.

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Die eine Hälfte fuhr zum Ziel, wir fuhren noch das Extrastück. Ich fuhr volles Tempo über das Kopfsteinpflaster. Aber das reichte nicht. Die Gruppe war weg. Ich hatte keine Chance. Wenigstens fand ich direkt eine neue, kleine Gruppe von ebenfalls versprengten Fahrern. Auch die Gruppe fuhr gut. Wengstens war es in den paar verbleibenden Kurven in der kleineren Gruppe leichter. Wieder ein Schild: Die 70-Kilometer-Marke. Das ging jetzt schnell! Nicht mehr weit und die Spitzkehre kam. Auf dem Weg dahin sahen wir die Spitzengruppe auf der Gegenfahrbahn an uns vorbeifahren. Kurz darauf waren auch wir da und sehen, wie andere auf uns zukamen.

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Das Ziel

Als das Ziel in Reichweite kam wurde meine Gruppe nervös. Gut, daß sich das schnell wieder legte. Jetzt ging es sehr schnell. Schon waren wir zurück auf der Straße des 17. Juni. Sprinten. Natürlich. Die Lücke war da. Hindurch. Schnell ging sie wieder zu. Kurz war ich zwischen zwei Schultern eingeklemmt. Nichts passiert. Ziel. 2 Stunden 1 Minute für etwas über 85 Kilometer. Ich war zufrieden. So schnell war ich noch nie unterwegs: 42,15 km/h. Coole Sache. Platz 9 von 421 in der Altersklasse und Platz 73 von 1.642 bei den Männern. Noch kann ich mithalten. Also mitfahren. Eigentlich hinterherfahren. Also im Windschatten. Na ja.

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After Race

Der Zielbereich war schon gut gefüllt. Getränke und etwas Verpflegung gab es für alle. Ich trank alkoholfreies Erdinger, sah mir das Treiben an. Nach einer Weile und drei Erdinger machte ich mich auf den Weg zurück zum Hotel. Ich konnte ja noch duschen gehen. Ich hatte einen späten Check-out bekommen.

Die Veranstaltung hatte keine Duschen zur Verfügung gestellt. Wegen Corona? Keine Ahnung, was der Grund war.

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Dann gab es wieder Döner. Diesmal am Wittenbergplatz. Und Kaffee und Kuchen mit ganz viel Zucker in der Nähe des Alexanderplatzes. Etwas mehr als zwei Stunden hatte ich noch, um Berlin zu genießen bevor mein Zug zurück fuhr. War schon schön.

Nächstes Jahr wieder?

Der Velothon war mein Lieblingsrennen und in der Saisonplanung eine feste Größe. Mit dem VeloCity habe ich in der ersten Ausgabe etwas gefremdelt. Die Sicherheitsmaßnahmen, die „wenigen“ Teilnehmer, die fast nicht vorhandene Messe. Alles zusammen brachte wenig Renn- oder Radflair zustande. Die Strecke sah in der Planung eigentlich gut aus. Sie trug aber mit vielen Kurven zu Nervosität im Feld bei. Meine Rennzeit war toll. Aber brauche ich das nächstes Jahr wieder? Im Moment würde ich sagen: nein. Hamburg ist interessanter und hat Flair. Ein schnelles Rennen im Jahr reicht mir. Mal sehen, wie die Cyclassics dieses Jahr sein werden.