Es war wieder Zeit für den Stoneman Miriquidi Road. 2021 war ich noch auf der C-Edition unterwegs. Dieses Mal konnte ich die Originalstrecke fahren. Als Start und Ziel wählte ich Bärenfels. Gefahren bin ich wieder an zwei Tagen. Aber als Bikepacking-Tour. Übernachtet habe ich in Oberwiesenthal.

Corona-Edition 2021
2021 verlief die Strecke coronabedingt ausschließlich im deutschen Teil des Erzgebirges. Die großen Anstiege auf tschechischer Seite fehlten. 2022 konnte ich zum ersten Mal die Originalstrecke fahren. Das hatte den Vorteil, daß ich große Teile der Strecke noch nicht kannte.

Silber: Stoneman Miriquidi Road in zwei Etappen
Gefahren bin ich die Strecke wieder in zwei Tagen. Auch in zwei Tagen ist der Stoneman Miriquidi Road für mich eine Herausforderung. An beiden Tagen wurde es mir gegen Ende der Etappe lang. Wobei man in zwei Etappen den Stoneman ganz gut schaffen kann. Die Strecke an nur einem Tag zu fahren, wäre nichts für mich. Das wäre mir zu happig, zu wenig Spaß und zu viel Quälerei. Für die Fahrt an drei Tagen wäre mir wiederum das Erfolgserlebnis nicht groß genug. Aber das ist meine Einschätzung und jeder muß natürlich für sich entscheiden, wie viel er fahren will.

Die Streckenplanung des Stoneman Miriquidi Road
Fährt man nicht an einem Tag sondern an zwei oder dreien, dann muß man sich Gedanken über den Start und die Aufteilung der Strecke machen. Beides hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst davon wie man fahren will: Mit Gepäck oder ohne oder eventuell auch mit Gepäcktransport.
Fährt man mit Gepäck ist dies logischerweise für die Planung am einfachsten. Man kann starten und übernachten wo man möchte und eine Übernachtung findet. Will man ohne Gepäck fahren, braucht man eine Übernachtung, von der aus man die Strecke gut in zwei Teile aufteilen kann. So hatte ich das 2021 bei der C-Edition gemacht. Übernachtet habe ich in Pobershau, was für die Strecke sehr zentral lag.
Oder man hat einen gemieteten oder privaten Gepäcktransport. Dann ist die Sache auch wieder einfach.
Im Juli 2022 entschied ich mich für Bikepacking. Im Sommer braucht man recht wenig. Die Tasche wog mit Gepäck etwa 3 kg. Das merkt man beim Fahren kaum.
Der kürzeste Zugang ab Dresden zur Stoneman-Strecke ist in Bärenfels. Dort bekommt man auch das Starterpaket. Man erhält es im Naturhotel Gasthof Bärenfels oder in der Pension Sartor. Beide zentral und in Parkplatznähe gelegen. Altenberg ginge natürlich ebenfalls als Startpunkt. Wobei es in Altenberg mehrere Ausgabestellen gibt. Hier findet man eine Übersicht aller Ausgabestellen.
Hat man keinen Gepäcktransport und will auch das Gepäck nicht auf die Tour mitnehmen, wäre Rübenau ein idealer Startort. Von Rübenau aus läßt sich die Strecke gut in zwei Teile teilen. Und die zusätzlichen Kilometer sind minimal.
Tag 1: Von Bärenfels nach Oberwiesenthal
Den Beginn der Strecke kannte ich. Er führt auf meinen üblichen Strecken in der Gegend um Altenberg durchs Erzgebirge. Erster Checkpoint war in Zinnwald. Weiter ging es am Stürmer vorbei und über Dlouha Louka nach Litvinov. Den Checkpoint dort habe ich als einzigen auf der ganzen Strecke verpaßt. Der erste richtige Anstieg führte dann von Horni Jiretin zum Checkpoint nach Nova Ves v Horách.

Auf der Höhe ging es eine Weile wellig weiter über Kalek, bis die Abfahrt nach Chomutov begann. Die Fahrt durch Chomutov führte meist auf Nebenstraßen und nur relativ kurz entlang der Durchgangsstraße. Trotzdem fühlte sich das Fahren in der Stadt nach der Einsamkeit des Erzgebirges eigenartig an. Zumindest gab es in Chomutov einige Tankstellen, wo ich Getränke auffüllen und auch etwas essen konnte.

Wieder weg von der Hauptstraße führte die Strecke über einen überraschenden Radweg aus dem Nichts. Es ging zum Tagebaugebiet Povrchový lom Libouš. Ein sehr gut ausgebauter Radweg verlief entlang der riesigen Grube. Immer wieder staunend blickte ich auf das riesige Gebiet.

Nächstes Highlight war Kadan an der Eger. Eine sehr schöne Promenade führt unterhalb der Burg direkt am Fluß entlang zu einem Wehr. Sehr schön. Hier hätte ich bleiben können.

Anstieg zum Keilberg

Zum Abschluß des Tages begann dann endlich der größte Anstieg der Tour zum Keilberg, Ab Klášterec nad Ohří (Klösterchen an der Eger) ging es eigentlich schon los. Das erste Stück bis Měděnec ist durchaus anspruchsvoll. Dafür hat man dann aber den schwersten Teil auch geschafft. Im weiteren Weg nach Měděnec geht es wellig weiter und man braucht im wesentlichen nur noch Stehvermögen für den verbleibenden Weg hinauf zum Keilberg. In Summe waren fast 1.000 Höhenmeter bis zum Gipfel zu fahren. Beachtlich für ein Mittelgebirge.

Die kurze Abfahrt und der kurze Anstieg zum Fichtelberg war dann eher Formsache. Wobei ich mit den gefahrenen Kilometern in den Beinen und den aufkommenden kühlen Temperaturen trotzdem froh war, als ich endlich in meinem Hotel in Oberwiesenthal angekommen war. Stolze 175 Kilometer und 3.500 Höhenmeter kamen auf der ersten Etappe zusammen.

Tag 2: Von Oberwiesenthal nach Bärenfels
Nach dem Frühstück fuhr ich wieder um 9 Uhr los. Es war nicht zu warm und die Temperaturen waren den ganzen Tag lang ideal zum Rad fahren. Es ging praktisch direkt am Hotel über den Bach wieder zurück nach Tschechien. Eine ruhige, kleine Straße führte auf tschechischer Seite parallel zur Bundesstraße in Deutschland nach Bärenstein. An den Anstieg in Bärenstein erinnerte ich mich noch vom Vorjahr. Es ist vielleicht der schwerste der gesamten Strecke. Er ist zwar nicht so lang aber durchweg sehr steil ist. Auf dem Gipfel wartete der erste Checkpoint des Tages.

Als Ausgleich zum anstrengenden Anstieg schloß sich ab Jöhstadt eine sehr schöne und sehr lange Abfahrt entlang der Preßnitz an. Auch der nächste Abschnitt zur Drei-Brüder-Höhe war ruhig und schön. Eine wunderbar gelegene kleine Straße führte nur leicht ansteigend aus dem Tal heraus.

Tendenziell bergab ging es weiter durch Marienberg und an Pobershau vorbei. In Pobershau hatte ich 2021 für die C-Edition des Stoneman Miriquidi Road übernachtet. Wegen einer Umleitung war ein recht langer und beachtlicher Anstieg fast schnurgerade durch den Wald zu fahren. Er führte auf der Höhe auf die Straße nach Rübenau und Olbernhau.

Der letzte Checkpoint des Stoneman Miriquidi Road
Jetzt war das Ziel eigentlich schon sehr nahe. Ich war zurück in bekanntem Terrain. Über Seiffen und den Schwartenberg ging es vorbei an der Talsperre Rauschenbach. Dann kam eigentlich nur noch Holzhau und Neuhermsdorf. Aber wie so oft: Das letzte Stück zog sich. Das lag auch daran, daß ich doch nicht mehr viel Lust übrig hatte. Trotz der landschaftlich schönen Strecke und des wunderbaren Wetters. Ich war sehr froh über jede Abfahrt. Und ganz besonders, als ich endlich den kurzen Anstieg zurück nach Bärenfels vor mir sah und kurz darauf vor meinem Auto stand. Der Stoneman Miriquidi Road 2022 in Silber war geschafft.

Peter Laskowski
23. August 2022 — 10:12
Stoneman Solo !!!
Hallo Olaf, „Glück Auf“
den Link zu deiner Homepage habe ich mir ja in meinen Favoriten Ordner geschoben. Mit großem Interesse verfolge ich derartige Berichte von Gleichgesinnten. Ich habe heute wieder einmal meinen Bick über deine Seite schweifen lassen. Wie ich sehe und lese hast du den Stoneman Silberedition gemeistert. Glückwunsch dazu! Auch ich habe den Stoneman 2018 Solo gefinisht. Hatte aber, wie zur Transalp auch, meine Ruth im Begleitauto sitzen.
Meine/unsere Vorbereitung zum Stoneman begann schon 2 Wochen vor dem scharfen Start am 28.07.2018. Wir wollten testen, was kommt auf uns zu, wo sind die Kontrollstationen mit den Stempeln „versteckt“ und wie ist die Streckenführung mit ihren etwaigen Besonderheiten. Die Strecke wurde in 3 Etappen aufgeteilt. Am Kontrollpunkt „Drei Brüder Höhe „ ging es los. Ich mit dem Rad und Ruth mit dem Auto. Eine Übernachtung hatten wir in Schellerhau und eine Übernachtung in Chomutov gebucht. Der erste Abschnitt verlief problemlos. Schönes Wetter, geile Landschaft, das Hotel mit Schwimmbad, die Verpflegung waren top, Radfahrerherz was brauchst du mehr. Der 2. Tag wurde dann unter dem Titel „Pleiten, Pech und Pannen“ abgebucht. In Litvinov ging das Theater los. In Litvinov hatten wir das gleiche erlebt wie du auch. Ruth war ja früher in Litvinov. Sie hat sich schon einmal einen Wolf gesucht, gemeint ist der Checkpoint. Mir ging es ebenso mit dem Checkpoint, was bei mir noch dazu kam, ich habe auch die Ruth gesucht. Bei der Sucherei bin ich dann noch auf einer mit Split berieselten Straße ausgerutscht und habe die Straße unfreiwillig vermessen. Als wir uns dann gefunden haben und auch die fiktive Stelle an der die Stempelstation stehen sollte, haben wir von der Mitarbeiterin vom Touristenbüro erfahren, dass die Station noch nicht aufgebaut ist. Das hätte auch im Vorfeld auf der Stoneman Internetseite als Information stehen können. Unsere beiden Stoneman Touren haben wir im Juli 2018 abgedrückt, im ersten Jahr der Rennrad Version, wir haben es locker gesehen, bis zu unserer 2. Unterkunft in Chomutov war es ja nicht mehr weit und mit weiteren Pleiten haben wir nicht gerechnet. Dachten wir zu diesem Zeitpunkt, aber wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Bis zum Checkpoint in Nova Ves v Horách lief noch alles nach Plan. Einen wichtigen Aspekt muss ich jetzt noch erwähnen. Wir hatten zu dem Zeitpunkt unsere Smartphones noch nicht lange. Einige wichtige, überlebensnotwendige Einstellungen waren noch nicht vorgenommen. Auch die, die uns befähigt im Ausland miteinander zu kommunizieren. So kam es wie es kommen musste, dass Dilemma begann seinen Lauf.
Ruth mit dem Auto und ich mit dem Rad nach Chomutov zur nächsten Stempelstation (damals noch eine einfache Lochzange). Dort angekommen war ich sehr überrascht weil Ruth noch nicht da war. Anfangs habe ich mir keine Sorgen gemacht. Als dann aber 1 Stunde, die zweite und dritte Stunde verstrich, wurde ich total wuschig. Hinzu kam noch, meine Trinkflaschen waren leer, die Sonne brannte auf meinen Planeten und von der Ruth weit und breit kein Lebenszeichen. Eine telefonische Verbindung zwischen uns beiden gab es ja nicht. Kannst du dir vorstellen wie es in meinem Inneren aussah? Sicher nicht. Mir war kotz übel. Zwischenzeitlich bin ich zu einer Tanke gefahren, habe mir etwas zu trinken geholt um danach das Hotel aufzusuchen. Es hätte ja sein können Ruth hat die Stempelstation nicht gefunden und hat sich derweil schon mal im Hotel einen Becherovka genehmigt. Leider war dem nicht so. Dann kam der Gedanke in mir auf, hatte sie vielleicht einen Unfall? In meiner Verzweiflung habe ich einen guten Freund angerufen und um Hilfe gebeten. Der hat sich in sein VW-Bus gesetzt und ist dann von seinem zu Hause im Erzgebirge nahe Wolkenstein zu mir nach Chomutov gekommen. Nach dem ich der Dame an der Rezeption Bescheid gegeben habe sind wir mit dem Bus die gesamte Strecke von Chomutov bis zur letzten Stempelstation abgefahren. Leider ohne Erfolg. Seelisch und moralisch am Tiefpunkt angelangt, ging es wieder Retoure zum Hotel nach Chomutov. Horrorszenarien spielten sich in meinem Kopf ab. Zwischendurch geführte Telefonate ließen den Akku von meinem Handy unter die magische 15% Hürde fallen. Als wir wieder kurz vor Chomutov waren klingelte mein Handy. Die Dame von der Rezeption hat sich gemeldet. Meine Ruth steht bei ihr, ebenfalls mit den Nerven am Ende und macht sich ebenso wie ich auch, Gedanken über den Verbleib ihres Rennfahrers.
Am Hotel angekommen lagen wir uns in den Armen, Ostern, Pfingsten, Weihnachten und alle Feiertage die es noch gibt sind in dem Moment gebündelt auf uns eingebrasselt.
Auch wenn uns beiden an diesem Nachmittag der Arsch voller Tränen hing, ist die Auflösung des Rätzels im Nachgang einen mittelgroßen Lacher wert.
Davon abgesehen, dass wir uns diese Odyssee bei funktionierenden Handys ersparen hätten können, lag der Haase wo anders im Pfeffer. Die Stempelstation in Chomutov befindet sich an dem Parkplatz am Eingang von einem Schwimmbad. Das Schwimmbad hat aber ZWEI Eingänge. Nun rate mal an welchen Eingang meine Ruth gestanden hat.
Das Radfahrerleben ist eben kein Kindergeburtstag. Aber derartige Erlebnisse werden auch noch in 20 Jahren erzählt, so etwas fräst sich in die Gehirnwendungen hinein.
Der dritte und letzte Abschnitt unserer Stoneman Schnuppertour war dann, gemessen an den Ereignissen vom Vortag, eher langweilig. Nach dem überqueren des Erzgebirgskamms, Keilbergs, Fichtelbergs und Bärenstein waren wir dann recht froh wieder zu Hause gelandet zu sein.
Am 28.07.2018 war dann scharfer Start. Um 04.30 Uhr ging es von der „Drei Brüder Höhe“ los.
Diesmal in einem Ritt, ohne Übernachtung. Ruth ist gleich von unserem Iglu nach Chomutov gefahren und hat mich dort in Empfang genommen. Ab dort hat sie mich bis zum bitteren Ende begleitet. An den Tag hat die Sonne sich auch von ihrer sehr guten Seite gezeigt. Hier macht es sich „bezahlt“ wenn man jemanden im Begleitauto sitzen hat, der einem eine Flasche mit frischen, kühlen Getränken versorgt.
Hätte ich von deinem Unterfangen gewusst, hätten wir einige Kilometer zusammen auf den Asphalt drücken können. Unser zu Hause liegt nicht weit weg von der Strecke. Auch ein Kaffee mit Kuchen wäre drin gewesen.
Solltest du mal das Alpenbrevet in der Schweiz in Angriff nehmen, dazu habe ich auch eine tolle Geschichte zum schmunzeln.
Kette Rechts,
Peter
Olaf
6. Oktober 2022 — 14:26
Hallo Peter, Sorry für die späte Antwort. Das ist ja wieder eine wahnsinnige Geschichte. Da hätten wir auch einen Gastbeitrag daraus machen können. Aber klar, manchmal nützt alle Planung nichts, da es doch kommt, wie es kommt. Mir ist der Stoneman an zwei Tagen mehr als genug. Ich denke, ich habe auch mehr davon. Aber klar, die Strecke an einem Tag zu schaffen ist natürlich eine Riesenleistung.
Aber wie gesagt, ich muß mich zwar erst schlau machen, wie das ginge. Aber Deine beiden Erlebnisse wären einen eigenen Artikel wert gewesen.
Viele Grüße
Olaf