Der Spreewaldmarathon ist eine beliebte und überregional bekannte dreitägige Breitensportveranstaltung in Lübben, Lübbenau, Burg und Straupitz mit zahlreichen Wettbewerben in den Disziplinen Laufen, Walken, Wandern, Paddeln, Radeln, Skaten und Run&Bike. 2022 fand er bereits zum 20. Mal statt.

In Bezug auf Radfahren versteht man unter einem Radmarathon in Deutschland eine Radtourenfahrt mit mindestens 200 Kilometern ohne offizielle Zeitnahme.

Der Spreewaldmarathon 2022 am Samstag nach Ostern war für mich mein erster Radmarathon überhaupt. Vor Corona hatte ich schon ein paar mal überlegt, am Spreewaldmarathon teilzunehmen. Ich war zu ängstlich und zu zögerlich. Nicht nur wegen der Streckenlänge, sondern auch wegen des Wetters Mitte April.

Dieses Mal war ich dabei

Für die Ausgabe 2022 hatte ich mich schon im Dezember angemeldet und mir einen der 900 Startplätze gesichert. Mit der Zeit und den konstant zunehmenden Trainingskilometern relativiert sich das Verhältnis zur Streckenlänge. Mit dem Wetter ist es ähnlich. Die Erfahrung nimmt zu. Man lernt klarzukommen. Der Spreewaldmarathon paßte gut in meine Saisonplanung und ich konnte bei der Gelegenheit meinen Zimmerpartner für die Tour Transalp im Juni zum ersten Mal treffen.

Es sah gut aus

Die Wettervorhersage sah schon zu Wochenbeginn für den Samstag gut aus. Das Wetter würde kein Problem sein. Die Streckenlänge hatte ich zu Ostern bei einer Fahrt von Dresden nach Potsdam ausprobiert. Auch kein Problem.

Spreewaldmarathon 2022 - Auf der Schloßinsel in Lübben vor dem Start
Auf der Schloßinsel in Lübben vor dem Start

Der Start

Start der Marathonstrecke war Samstag früh 8 Uhr auf der Schloßinsel in Lübben. Früh am Morgen kommt es auf Timing an. Keine Hektik aufkommen lassen und rechtzeitig am Start sein, ist das Ziel. Klar. Aber zu rechtzeitig da sein und rumstehen muß auch nicht sein. Also fuhren wir kurz vor sechs Uhr in Dresden los. Viertel nach sieben waren wir in Lübben. Rad ausladen, anziehen, umsehen, anmelden. Alles braucht seine Zeit. Und schon war es acht.

„Auf die Gurke – fertig – los!“ Die Schloßinsel setzte sich langsam in Bewegung. Das bedeutete, daß alle über eine kleine Brücke auf die Straße fuhren. Aber alle waren nicht alle. Das merkte ich, als ich auf der Straße dann wirklich mit Tempo losfuhr. Zuerst alleine und dann im Windschatten eines anderen Fahrers. Wahrscheinlich war bestimmt die Hälfte nicht auf der Schloßinsel losgefahren. Wir überholten sehr viele.

Spreewaldmarathon 2022 - Unmittelbar vor dem Start
Unmittelbar vor dem Start

Flottes erstes Viertel

Nach vier Tagen ohne Rad fahren hatte ich richtig Kraft in den Beinen. Daraus ergab sich beim Überholen auf den ersten Kilometern immerhin zwei Mal Platz sechs bei den Strava „Top 10“. Als wir bis ziemlich nach vorne gefahren waren, sah ich jemanden, der mein bis dahin noch unbekannter Zimmerkollege für die Tour Transalp im Juni sein könnte. Und er war es. Zusammen fuhren wir in der großen ersten Gruppe weiter.

Spreewaldmarathon 2022 - Die recht große erste Gruppe
Die recht große erste Gruppe

Aber es gab wieder diesen einen idiotischen Autofahrer unter all den vielen, die uns respektvoll begegneten. Leider bleibt dieser eine in der Erinnerung haften. Zugegeben, die große Gruppe war recht breit auf der Straße unterwegs. Wie es trotzdem sein kann, daß man beschließt mit mindestens 100 km/h aus der Gegenrichtung auf die große Gruppe zuzufahren, bleibt ein Rätsel. Es muß ein ganz besonderer Kick sein, ob es gut geht oder ob man doch einen Radfahrer umfährt oder eine ganze Gruppe auf der Windschutzscheibe fängt. Es war jedenfalls sehr knapp. Danach fuhr ich ängstlicher und als Folge davon auch mehr im Wind. So reichte meine Kraft nach etwa 50 Kilometern nach einer Kurve nicht mehr aus, um wieder an die Gruppe heranzufahren. Ich verlor wie in Zeitlupe den Anschluß. Die Wattwerte, die ich in dieser Phase treten konnte, waren zu niedrig.

Die Gruppe war schnell unterwegs gewesen. Es war klar, daß keine neue Gruppe von hinten kommen würde. Also alleine weiter bis zur nächsten Verpflegung. Dort aß und trank ich nichts, sondern wartete, bis die nächste Gruppe weiterfuhr und hängte mich dran. Es ging recht flott weiter. Schnell war die nächste Verpflegung erreicht.

Peinlich…

Nach der Stärkung in Straupitz fuhr ich alleine weiter. Alle Mitfahrer waren plötzlich irgendwie entspannter. Nur mein Radcomputer hatte wieder eine Macke. Wie schon vor ein paar Wochen zeigte er den Track nicht mehr an. Ich lud zwei, drei Mal die Strecke neu. Nichts. Der Track war verschwunden. An der nächsten Kreuzung war klar: Der Radcomputer konnte nichts dafür. Ich war auf der 150 Kilometer Strecke unterwegs. Was tun? Die 150 Kilometer Strecke weiterfahren oder die 5 Kilometer wieder zurückfahren. Also zurück.

Spreewaldmarathon 2022 - Verpflegung in Straupitz
Verpflegung in Straupitz

Und weiter

Von Lieberose bis Burg fuhr ich ein gutes Stück mit einer recht großen Gruppe praktisch Gleichaltriger aus Rostock weiter. Die Gruppe fuhr ein angenehmes Tempo und hatte keinen Streßmacher dabei. Als diese einen außerplanmäßigen Stopp einlegte fuhr ich mit der verkleinerten Gruppe bis zur vorletzten Verpflegung weiter. Bei der Verpflegung in Burg, wo Start und Ziel der 150 Kilometer war, bekamen die ersten bereits ihre Gurke überreicht.

Weiter. An der letzten Verpflegung in Lübbenau fuhren die meisten vorbei. Verständlich. Es waren nur noch 15 Kilometer zum Ziel. Wozu die Eile? Ich hielt an. Das Spanferkel war leider schon alle. Aber es gab ja noch anderes. Vor allem der Milchreis mit Kirschsoße hatte es mir angetan. Den gab es an jeder Verpflegung.

Spreewaldmarathon 2022 - Letzter Stop in Lübbenau
Letzter Stop in Lübbenau

Im Ziel

Und dann war es schon geschafft. Ich bekam meine erste goldene Gurke im Ziel in Lübben. Schön wars. Hat Spaß gemacht. Ob man das nun jedes Jahr haben muß, weiß ich noch nicht. Der Spreewald ist flach. Punkt. Das Salz in der Suppe fehlt. Das sind Berge oder eine Zeitnahme. Aber eine sehr schöne Veranstaltung ist es definitiv. Und ein Start in die Saison. Und was kann schöner sein, als bei tollem Frühjahrswetter mit ganz vielen Rad zu fahren?

Ach ja: Und meinen Autoschlüssel habe ich auch wieder. Ich hatte ihn doch nicht verloren. Er fand sich in der Satteltasche wieder. Ich hätte geschworen, daß ich die nicht angefaßt hatte.