Warum ich meine Räder beim Versandhändler kaufe

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Ein Artikel bei Spiegel Online hat mich auf die Idee gebracht, meine Erfahrungen mit dem Online-Radkauf zu posten.

Bislang habe ich alle meine Rennräder beim Versandhändler gekauft. Bevorzugt bei Rose. Eins aber auch bei Canyon. Ich war jedes Mal zufrieden.

Mein erster Rennradkauf

Schon mein erster Rennradkauf 2012 war bei einem Versender. Bei Rose. Natürlich habe ich lange hin und her überlegt. Einmal war ich ganz dicht davor, in einem großen Radgeschäft bei einem Carver-Rennrad zuzuschlagen. Ich wartete nur darauf, daß der Verkäufer etwas sagte wie: „Damit können Sie nichts falsch machen.“ Stattdessen sagte er : „Ich bin mit der Übersetzung bis jetzt jeden Berg hochgekommen.“ Er war ungefähr 20-25 Jahre jünger als ich. Noch dazu als Rennrad-Einsteiger half mir die Aussage kein Stück weiter. Also ließ ich es. Etwas später kaufte ich mein Rad Online bei Rose.

Mein erstes Rennrad: Ein Rose Pro RS 3000 mit 3fach-Kurbel
Mein erstes Rennrad: Ein Rose Pro RS 3000 mit 3fach-Kurbel

Das Rad war teuerer als das aus dem Geschäft. Dafür war ich mir sicher, daß es das richtige war. Klar, die Arbeit erledigte ich: Ich las jede Menge Artikel, verfolgte die Rennradtests der Einsteigerklasse. Und natürlich verglich ich die Räder aus den Radläden mit den Online-Angeboten. Online gab es mehr fürs Geld. Klar.

Versender oder Händler vor Ort

Es gibt immer wieder Artikel, die das Für und Wieder von Online-Kauf und Laden-Kauf gegenüberstellten. Im Wesentlichen sind es immer die gleichen Kernaussagen.

Für den höheren Preis im Ladens spräche:

  1. man kann ein Rad ausprobieren,
  2. die Beratung ist besser und
  3. das Rad wird passend auf einen eingestellt.

Na ja. Mal sehen:

1. Das Rad ausprobieren

Das Carver beim Händler konnte ich auf dem Hof ausprobieren. Das half mir nicht wirklich weiter. Ein Gefühl für das Rad bekommt man erst auf einer längeren Tour. Ein Rad über das Wochenende ausleihen ist schon ein halbes Kaufversprechen. Außerdem gibt es die Möglichkeit nicht überall. Ein paar wenige Veranstaltungen gibt es, wo man ein Rad ausprobieren kann. Sehr gut hat das im letzten Jahr im Roadbike-Festival auf Mallorca funktioniert. Dort sind leider nur wenige Hersteller vertreten.

2. Die Beratung

Meiner Meinung nach ist es sehr schwer, eine wirklich gute Beratung zu finden. Der Händler vor Ort will am Ende nur verkaufen, was er im Laden stehen hat. Logisch. Ständig kommen neue Modelle auf den Markt. Bestellt er ein Rad, hat er keine Garantie, daß es es auch verkaufen kann. Und das andere steht immer noch da. Deswegen hat er eher die Absicht, das schon vorrätige Rad zu verkaufen. Die Beratung wird für das Rad passend gemacht. So geschehen zum Beispiel bei einem Freund von mir. Er bekam das vorrätige Rad zu einem „Superpreis“. Nur war es ein reinrassiger Renner. Ein Marathonrad mit angenehmerer Geometrie wäre in jedem Fall für ihn als Rennradanfänger sinnvoller gewesen.

3. Das Rad passend einstellen

Zuerst muß ich mir natürlich im Klaren sein, welchen Radtyp ich möchte. Dazu muß man sich etwas über die verschiedenen Kategorien und Angebote informieren. Will ich einen reinrassigen Renner? Dann weiß ich, daß ich gestreckt und sehr sportlich auf dem Rad sitze. Will ich das nicht, so gibt es Marathon-Räder. Auf diesen sitzt man etwas aufrechter und entspannter. Oder will ich doch lieber ein agiles Cross-Rad oder Gravel-Bike weil ich auch mal abseits der Straße fahren möchte? Diese Entscheidung muß ich treffen und ein Rad auswählen, daß zu meinem Budget paßt. Diese Entscheidung ist unabhängig davon, ob ich das Rad beim Händler oder Online kaufe.

Zur Bestimmung der Radgröße reichen wenige Parameter aus. Bei der Online-Bestellung werden mindestens Schrittlänge und Schulterbreite benötigt. Die Schrittlänge braucht man, um die Rahmengröße zu bestimmten. Die Schulterbreite sollte man für die Auswahl der Lenkerbreite kennen.

Dann wird das Rad auch passen. Trotzdem können die Radeinstellungen noch optimiert werden. Der Sattel kann in der Höhe verstellt werden. Logisch. Aber er kann auch etwas nach vorne oder nach hinten verschoben werden. Es gibt Spacer, durch die die Lenkerhöhe angepaßt werden kann. Ist der Lenker höher, sitzt man aufrechter und entspannter. (Daher im Zweifel eher einen Spacer beim Radkauf mehr vorsehen. Verkürzen geht immer, Verlängern wird schwierig.) Die Streckung über dem Rad kann durch das Auswechseln des Vorbaus angepaßt werden. Immer wird aber die Radgröße passen. Da bin ich mir sicher.

Ich kaufe Online

Die drei Kriterien für einen Kauf beim Händler vor Ort relativieren sich also. Etwas anders sieht es aus, wenn ich wirklich den Händler meines Vertrauens gefunden habe. Und mein Vertrauen ist so groß, daß ich darauf einige Euro setze. Nicht zuletzt weil er auch ein wirklich guter, zuverlässiger und schneller Mechaniker ist. Ich will gar nicht ausschließen, daß es diesen Händler geben könnte. Ansonsten spricht alles für einen Online-Kauf. Schraube ich selber, gibt es eigentlich gar nichts mehr zu überlegen.

Handwerkliches Geschick

Handwerkliches Geschick braucht man. Aber wirklich nicht viel. Eine Schraube lösen und wieder festziehen. Das ist alles, was man können muß. Empfohlen sei die Verwendung eines Drehmomentschlüssels, um die Schraubverbindungen nicht zu beschädigen. Einen Drehmomentschlüssel bekommt man schon ab etwa 40 Euro. Eine einmalige Anschaffung.

Montage des gelieferten Rades

Bei Rose muße ich nicht einmal den Steuersatz, wie im Spiegel-Artikel geschrieben, einstellen. Der Lenker war nur verdreht. Bei Canyon dagegen mußte er noch montiert werden. Ansonsten ist nur das Vorderrad einzubauen. Dann noch den Lenker gegebenenfalls montieren, gerade stellen und festschrauben. Und natürlich den Sattel auf die richtige Höhe einstellen. Fertig.

Habt Ihr ähnlich gute Erfahrungen mit Online-Händlern gemacht? Oder doch ganz andere? Oder schwört Ihr auf den Händler vor Ort? Schreibt mir! Es interessiert mich.

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