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Nach einem halben Jahr Tubeless mit dem Rennrad fahren, kann ich meine ersten Erfahrungen zusammenfassen. Es sind die kleinen Dinge, die am Ende Probleme bereiten.
Einfach mal ausprobieren
Tubeless fahren mit dem Rennrad hatte ich abgehakt. Bringt wenig und ist zu kompliziert. Während des RaodBIKE-Camps im April begann mein Umdenken. Der Pannenschutz ist überragend. Bei meinen zahllosen platten Reifen ein wichtiger Punkt. Dazu wurde uns versichert, daß die Technik inzwischen massentauglich sei. Wenn Neues machbar ist, ist es für mich prinzipiell interessant. Also habe ich noch im April ein paar Schwalbe Pro One tubeless bestellt. Dazu das Tubeless Kit von Schwalbe mit Felgenband, Dichtmilch, Ventilen und Montageflüssigkeit. Und das Giant Tubeless Refill and Check Kit zum Einfüllen der Dichtmilch.
Die erste Montage
Meine Technik zur Montage war, den Reifen zuerst ohne Dichtmilch zu montieren. Danach die Luft wieder ablassen und die Dichtmilch über das Ventil einfüllen.
Die Reifen waren steifer als die Schlauchreifen und deswegen schwer auf die Felge zu bekommen. Dafür konnte ich beide (!) Reifen mit meiner Standpumpe einfach aufpumpen. Es war keine Druckluft nötig. Ventil demontieren, Milch einfüllen, erneut aufpumpen. Jedes Mal ohne Druckluft. Unfaßbar. Ich war begeistert. So einfach hatte ich es mir nicht vorgestellt.
Die erste Panne
Relativ bald hatte ich im Hinterreifen einen kleinen Schnitt. Die Dichtmilch schloß das Loch. Alles klappte wie gedacht. Aber das Hinterrad hatte beim Pumpen jedes Mal mehr Luft verloren als das Vorderrad. Also beschloß ich, einen neuen Reifen zu montieren. Es war ja so schön einfach.
Gar nicht mehr so einfach
Doch dieses Mal war gar nichts einfach. Auch die Druckluft an der Tankstelle reichte nicht aus, den Reifen auf die Felge zu drücken. Als letzten Ausweg ging ich zum Fahrradgeschäft an der Ecke und bat um Hilfe. Auch in der Werkstatt war es gar nicht ohne weiteres möglich, den Reifen aufzupumpen. Schließlich war es geschafft. Aber die Milch fehlte ja noch. Beim Ablassen der Luft zu hause sprang der Reifen wieder in seine ursprüngliche Position zurück. Eigentlich war das erste Aufpumpen sinnlos. Ich mußte nochmal mit meinem Hinterrad in die Fahrradwerkstatt. Peinlich.
Noch ein Hilfsmittel
Da ich beim nächsten Mal wieder alleine auskommen wollte, habe ich den „Power Booster“ von Schwalbe gekauft. Damit soll sich genügend Hochdruckvolumen zum Aufpumpen der Tubeless-Reifen herstellen lassen.
Die nächste Panne
Ein paar Wochen später hatte ich wieder ein Loch im Hinterreifen. Im strömenden Regen schloß die Dichtmilch das Loch nicht richtig. Ich kam immerhin ohne flicken nach Hause. Allerdings mußte ich bestimmt vier bis fünf Mal unterwegs anhalten und Luft nachpumpen. Irgendwie dachte ich, daß es am Regen liegt, daß die Milch den Reifen nicht wirklich dicht bekommt. Es muß bessere Milch geben.

Die erste Erkenntnis
Die Recherche im Internet bezüglich Tauglichkeit der Schwalbe-Dichtmilch ergab aber, daß ich in der Aufregung der „komplizierten Reifen-Montage“ wohl vergessen hatte, die Milch zu schütteln. Dies erklärt auch, warum das erste Loch nicht wirklich dicht wurde.
Die Idee
Den wiederspenstigen Reifen wollte ich nicht wieder montieren. Einen Ersatzreifen hatte ich noch. Also Reifen tauschen. Der neue Reifen verhielt sich genauso wiederspenstig wie der alte. Hatte ich ja auch zusammen gekauft. Ich pumpte den Power Booster zig-Mal auf. Ich war naßgeschwitzt. Der Reifen behielt die Luft zwar eine Weile. Aber auf der dem Ventil gegenüberliegenden Seite war er nicht auf die Felge zu kriegen. Der Reifen war einfach zu starr und zu steif. Ich überlegte, ob ich gleich in die Fahrradwerkstatt gehe oder erst wieder mein Glück an der Tankstelle versuche. Frust.
Dann hatte ich eine Idee: Der Reifen ist zu starr. Wenn ich ihn etwas flexibler bekomme, dann müßte er sich eigentlich in die Felge bewegen lassen. Anwärmen könnte funktionieren. Reifen müssen Temperaturunterschiede aushalten.
Und es klappte! Mit einer herkömmlichen Heißluftpistole habe ich den Reifen nur ein wenig angewärmt und die Montage klappte beim ersten Versuch. Das ging sogar so glatt, daß ich davon überzeugt bin, man bekommt jeden störrischen Reifen durch leichte Erwärmung und Luft aus dem Power Booster montiert.
Meine Tipps für Tubeless-Neulinge
Als Zusammenfassung meiner Erfahrungen zwei Tipps für Tubeless-Neulinge, die in keiner Anleitung zu finden sind:
- Dichtmilch schütteln
- Reifen anwärmen hilft bei der Montage störrischer Reifen
Und auf jeden Fall Tubeless mit dem Rennrad fahren! Zumindest ausprobieren. Mich hat alleine der Pannenschutz schon überzeugt. Trotz der Probleme, die ich hatte.
Martin (MAP)
11. August 2022 — 09:45
Hi, bei mir (ROSE rc fifty und Schwalbe Pro one TL) hat nach endlosen Versuchen mit nach Power-Booster Plopp ohne Ventileinsatz beim Luftablassen immer wieder aus der Felgenhorn rutschenden Reifen geholfen: zwei weitere Lagen High-Pressure Felgenband auftragen (Felgendurchmesser wird minimal erhöht) – danach konnte ich den TL Reifen mit der Standpumpe aufpumpen bis er ploppte – brauchte keinen Power-Bosster mehr.
Rainer
24. September 2020 — 22:26
Fahre den Schwalbe pro one seit ca. 2 Jahren am Vorderrad. Wollte einfach tubeless am Rennrad mal testen. Fahre damit täglich zur Arbeit.
Meine Erfahrung damit:
Habe viel öfter Luftverlust als vorher bei Reifen mit Schlauch. Fahre sonst mit 6 bar aber da
pfeift schon beim kleinsten Loch die Luft raus. Die Milch dichtet zwar dann wieder ab, aber erst bei ca. 2 bis 3 bar. Deshalb bin ich auch immer ohne unterwegs basteln angekommen. Aber das passiert ständig. Inzwischen fahre ich den Reifen (23er) deshalb nur noch mit max 5 bar
Fazit: Insgesamt ist das für mich einfach keine brauchbare Lösung.
tubeless mit dem Schwalbe pro one taugt am Rennrad nicht.
Am MTB dagegen habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Mit den da gefahrenen 2 bar ist die Technik mit Dichtmilch voll tauglich.
ozett
25. September 2020 — 10:10
Da passen Deine Erfahrungen mit meinen recht gut zusammen. Ich finde Tebeless prinzipiell schon nicht schlecht, allerdings ohne Profiausrüstung nur schwer beherrschbar plus Qualitätsprobleme beim Schwalbe-Reifen.