Französische Seealpen

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Die Rennradreise „Französische Seealpen“ ging los. Endlich wieder eine richtige Reise mit Rad und Flugzeug. Ein Jahr war seit der letzten Reise schon vergangen. Es brauchte fünf Versuche, um endlich in Nizza Rennrad zu fahren. Diesmal fiel die Reise nicht wieder aus.

Die Anreise

Trotzdem begann auch diese Reise mit einer Umbuchung. Ich hatte versäumt, bei der Lufthansa das Rad gleich nach der Buchung anzumelden. Als ich endlich bei der Hotline durchkam, gab es im kleinen Flieger ab Dresden keinen Platz mehr für mein Rad. Die neuen Flugzeiten gefielen mir sowieso besser. Freitag Abend bis Zürich und Samstag früh weiter nach Nizza. Entspannt mit einer Übernachtung ohne extrem frühes Aufstehen. Und ich war schon früh am Vormittag in Nizza.

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Hafen von Nizza

Nizza

7:25 Uhr war Abflug in Zürich, eine Stunde später schon die Landung in Nizza. Kurz nach neun war ich im Hotel. Ich konnte in aller Ruhe auf dem Zimmer das Rad montieren. Anschließend bin ich mit der Straßenbahn in die Stadt gefahren. Grandios war die Einfahrt aus dem Tunnel in den alten Hafen. Erstes Ziel war der Shop von „Café du Cycliste“ am Hafen. Leider gab es dort nichts für mich.

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Verkaufsladen von Café du Cycliste in Nizza

Erst jetzt fiel mir auf, daß ich mit dem Rad nach Nizza gekommen war und zu Fuß durch die Stadt schlenderte. Mit dem Rad ginge das Entdecken der Stadt entspannter. Also zurück zum Hotel. Schon in der Straßenbahn habe ich meine Einrollrunde zum Mont Alban geplant. Es hat sich gelohnt. Die Runde war toll. Erst fuhr ich die gesamte Strandpromenade entlang bis zum alten Hafen. Dann ging es auf überraschend ruhigen und kleinen Straßen den Hügel hinauf. Von oben konnte ich wunderbare Ausblicke auf die Küste in beide Richtungen genießen.

Die Reisegruppe fand sich spät, erst kurz vor dem Abendessen in der Lobby zusammen. Endlich ging es los. Die Wettervorhersage sah auch gut aus. Die Rennradreise „Französische Seealpen“ konnte beginnen.

Etappe 1: Von Nizza zum Col de Turini

Frühstück war um sieben, Abfahrt in die Französischen Seealpen um neun bei Sonnenschein und perfekten Rennradtemperaturen. Zunächst fuhren wir auf der gleichen Strecke, auf der ich am Vortag schon gefahren war. Es ging entlang der ganzen Promenade in Richtung Stadt. Es war schon recht viel los für einen Sonntag Vormittag.

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Strandpromenade in NIzza

Wir fuhren dann aber nicht auf den ersten Hügel wie ich am Vortag, sondern ließen diesen aus und nahmen stattdessen den zweiten. Das war der Anstieg zum Col de Eze. Die gesamte Strecke, zunächst an Monte Carlo vorbei und wieder hinunter nach Menton hatten wir fantastische Blicke von der Höhenstraße auf die Küste und das Meer. Eine Traumstraße.

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Panoramastraße entlang der Küste

Vom Meeresniveau führte der zweite Anstieg auf den Col de Castillon, wo es die Mittagsverpflegung gab. Nach der Abfahrt folgte praktisch direkt der Anstieg zum Col de Turini: 24,2 Kilometer mit meist 6-7 Prozent Steigung. Nicht sehr steil aber 24 Kilometer ziehen sich. Übernachtung war direkt auf der Paßhöhe in zwei etwas in die Jahre gekommen Hotels. Ich hatte keine Ahnung, daß wir auf einem der Hotspots der Rallye Monte Carlo angekommen waren. Das Hotel hatte eine umfangreiche Sammlung über die Jahre zusammengetragen.

Etappe 2: Vom Col de Turini nach Cuneo

Am Morgen startete die 2. Etappe mit der langen Abfahrt vom Col de Turini. Zum Glück war es nicht so frisch wie wir erwartet hatten. Nach recht flotter Fahrt im Flachen erreichten wir zu schnell den Ort, an dem die Verpflegung vorgesehen war. Wir überbrückten die Zeit mit einem Kaffee. Nach der Mittagspause begann direkt der Anstieg zum Col de Lombarde: Wieder sehr lange 24 Kilometer. Für eine Zeit hatte ich Motivationsprobleme. Mein Zimmermitbewohner Markus fuhr mit mir. Das half sehr. Der Anstieg war langweilig und ohne echte Abwechslung. Auf dem Gipfel überquerten wir die Grenze nach Italien. Die Abfahrt war anspruchsvoll. Aber auf dieser schmalen Straße wäre der Anstieg schöner gewesen. Als wir endlich unten angekommen waren fuhren wir zu dritt als kleine Gruppe die verbleibenden fast 40 Kilometer zum Etappenziel nach Cuneo.

Etappe 3: Von Cuneo nach Guillestre

Von Cuneo mußten wir zunächst wieder mehr als 20 Kilometer zurück zu den Bergen fahren. Nur geradeaus, dafür mit hohem Tempo. Trotzdem sehr langweilig. Der Verpflegungshalt des Tages bei Kilometer 55 war schnell erreicht. Er war bereits auf 1300 m Höhe. Recht frisch war es. Zum Glück kam die Sonne ab und zu durch was man immer sofort gemerkt hat.

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Verpflegungshalt

Direkt nach der Verpflegung ging es in den etwa 12 Kilometer langen Anstieg auf den Col d’Agnel oder italienisch Colle dell’Agnello. Endlich wieder ein schöner Berg, so wie es sein soll. Nach angenehmen Steigungswerten zu Beginn, ging es über weite Strecken im zweistelligen Bereich weiter. Genau auf der Paßhöhe war die Grenze zwischen Italien und Frankreich. Wir waren wir in den Wolken angekommen. Es war sehr frisch. Auf französischer Seite war komplett anderes Wetter. Man konnte die Sonne sehen.

Die Abfahrt war toll, nicht schwer und mit langen geraden Passagen. Das Rad konnte rollen und wir erreichten schnell die Wärme. Bei einem schönen Kaffeestopp, fand sich die Gruppe nach und nach wieder zusammen. Weiter ging es in schnellem Tempo zum Hotel. Auf dem Weg passierten wir ein weiteres wunderbares Tal und die gigantische Guil-Schlucht mit wahnsinnigen Ausblicken.

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Gorges du Guil

Etappe 4: Von Guillestre nach Annot

Der Tag begann mit einer kurzen Abfahrt ins Dorf. Dort begann schon der erste Anstieg des Tages. Es ging hinauf zum Col de Vars. Er war sehr schön zu fahren. Nicht zu lang, nicht zu steil und viel zu kucken. Auch die Abfahrt war wieder sehr schön. Kaffeestopp im Tal.

Anschließend ging es noch weiter bergab zum nächsten Anstieg. Davor war der Verpflegungsstopp geplant. Auf dem vorgesehenen Platz wurden wir vom Besitzer ausgeschimpft. Wir durften dann aber doch bleiben.

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Der schlecht gewählte Verpflegungsstopp

Nach der Pause stand der Anstieg zum Col de Allos auf dem Programm. Auch wieder ein sehr schöner Anstieg und eine sehr schöne Abfahrt. Nach dem letzten Kaffeestopp des Tages sind alle mit frischem Zucker den letzten Hügel hinaufgestürmt. Übernachtung war im schönen Annot.

Etappe 5: Von Annot nach Barcelonnette

Die 5. Etappe war ein halber Ruhetag weil die Etappe die kürzeste und einfachste der Tour war. Nach dem Frühstück mußten wir erst einmal den Anblick eines schweren Unfalls gleich am Ortsausgang verdauen. Ein LKW stand in der Leitplanke, etwas weiter stand ein zertrümmerter PKW.

Nach einem Stück bergab bogen wir in die Gorges de Daluis mit den roten Felsen ab. Es ging sehr tiefe Abgründe hinab. Fotostopp am Frauenkopf. Wir fuhren an vielen kleinen Tunnel vorbei, wo jeder Tunnel eine Bypass-Straße hatte. Wie man hier wohl einst ohne die Bypässe vorankam?

Pause war in Entraunes nach nur 46 km. Es war schwer für den Bus, uns nach so kurzer Strecke einzuholen. Er muß ja vorher auch noch einkaufen. Deswegen gingen wir erst einmal zum Bäcker. Dann war doch noch Zeit für ein kleines Stück Baguette am Bus. Das lag mir aber bis zum Gipfel schwer im Magen. Die Berge sind hoch in den Französischen Seealpen und deswegen war es auch auf dem Gipfel des Col de la Cayolle wieder recht frisch.

Ein paar schnelle Fotos und hinein ging es in die lange Abfahrt. Die war wieder einfach zu fahren. Nur die Hände wurden immer wieder taub weil die Abfahrt kein Ende nahm. Wieder fuhren wir durch eine tolle Schlucht auf kleinen Straßen. Schnell war das kleine, schöne Hotel Azteca in Barcelonnette erreicht. Durch die kurze Tour hatten wir Zeit für einen Bummel im Stadtzentrum. Für den nächsten Tag war allerdings Regen angesagt.

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Barcelonnette

Etappe 6: Von Barcelonnette nach Puget-Théniers

Wegen des vorhergesagten Regens fuhren wir schon eine halbe Stunde eher los. Nach kurzer kühler Anfahrt ging es in den Anstieg zum Col de la Bonnette. Wieder ein langer Anstieg mit um die 20 km Länge und ewig viele Höhenmeter hinauf zur Cime de la Bonette auf 2.802 Meter. Frisch war es oben. Zum Glück blieb der Regen aus.

Die Abfahrt war wieder lang. Ein paar Mal habe ich angehalten und Fotos gemacht. So konnte ich auch die Hände bewegen damit ich wieder Gefühl in die Finger bekam. Es ging sehr lange bergab bis ich endlich den Bus mit der Mittagsverpflegung sah.

Nach der Pause fuhren wir weiter mit der ganzen Gruppe ins Tal. Nach kurzer Fahrt legten wir schon wieder einen Kaffeestopp ein. Nur drei Kilometer weiter begann für vier von uns die Tagesoption: Ein Anstieg mit etwa 850 Höhenmeter zum Col de la Sinne. Es war ein wunderbar ruhiges Sträßchen. Jeder hätte es fahren sollen. Im Anstieg sahen wir nur zwei Autos und eine Gruppe mit vier Motorradfahrern. In der Abfahrt kam nochmal ein Auto. So sollten alle Pässe sein. Dieser Umweg hatte sich gelohnt.

Am Abend war schon das letzte gemeinsamen Abendessen. Schade.

Etappe 7: Von Puget-Théniers zurück nach Nizza

Nach nur fünf gefahrenen Kilometern hatten wir in der Gruppe einen platten Reifen. Von Pannen waren wir bislang weitgehend verschont geblieben. Die Anstiege des letzten Tages waren kleiner und kürzer als an den Tagen zuvor. Aber meine Beine waren zum ersten Mal schwer. Der zweite Anstieg war richtig steil. 11% im Schnitt auf drei Kilometer. Langsam hoch, dann ging’s. Nach einem weiteren Hügel war die Mittagsverpflegung erreicht. War auch Zeit. Ich war nicht mehr hinterher gekommen.

Nach der Pause kam eine kurze Abfahrt. Der Großteil der Gruppe fuhr schnell und war weg. Die Reste fanden sich nach einer Weile zusammen. Bergauf waren meine Beine auch nach der Pause noch immer schwer. Ich kam schlecht mit. Am berühmten Bergdorf Gourdon fand sich die Gruppe wieder zusammen. Ich fuhr allein bergab Richtung Nizza und ließ die Kaffeepause aus. Es wurde eine ewig lange Abfahrt von über 1.000 Metern hinunter auf Meeresniveau.

Am Ende der Abfahrt gingen die Radwege los. Ich blieb auf der Straße und fuhr erst auf den Radweg als der Verkehr stoppte. Puff, der Vorderreifen war platt. Meine Gruppe kam und hatte eine Pumpe. Das half. Ich fuhr mit meiner Gruppe die letzten 10 Kilometer weiter bis zum Hotel. Auf gefährlichen Radwegen mit abenteuerlichen Fahrbahnquerungen fuhren wir ins Starthotel zurück. Ich wäre so gerne ins Meer gehüpft aber niemand wollte mit. Schade. Die Rennradreise „Französische Seealpen“ war vorüber.

Erstaunlich viele trafen sich am Abend in der Stadt zum Abendessen. Zwei Mann hatten einen Tisch für die ganze Gruppe erkämpft. Toll! Es gab recht günstige Pizza und recht teures Bier direkt an der Promenade. Leider konnten wir das Meer wegen ein paar Zelten nicht sehen. Wir staunten über den Trubel im Zentrum. Schnell wurden alle müde und wir fuhren mit der Straßenbahn zurück zum Hotel.

Rückfahrt

Wecker um halb sieben, Frühstück um sieben. Wir waren nicht die ersten beim Frühstück. Um acht fuhr unser Shuttle zum Flughafen. Mein Zimmerkollege Markus und ich hatten den gleichen Flug nach Frankfurt. Mein Weiterflug war verspätet. Ärgerlich, dass die Lufthansa das erst merkte nachdem schon 10 Minuten geboarded werden sollte.

Es war wieder eine schöne Reise. Es ist immer wieder faszinierend, wie gut sich eine Gruppe fremder Menschen nach nur einer Woche zusammen findet.

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Blick auf den Col d’Agnello
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